Erdzeit 12 x 12
1991
Hagenbucher, Heilbronn am Neckar
Klanginstallation mit dem Ton G (Erdton)
Steinkohlefeld 12 x 12 m, eingesäumt mit rotem Pigment
Die Frage nach der Interdepenz von Innen und Außen, wird in der Käfig-Skulptur ebenso angeschnitten,wie in der jüngsten Installation „Erdzeit“ im Hagenbucher, einer ehemaligen Ölmühle auf einer Neckarinsel in Heilbronn. Der siebengeschossige Ziegelbau verrät wenig von seiner Geschichte. In einer Etage, wurde die trapezoide Raumstruktur durch ein in der Mitte angelegtes 12x12 m, großes quadratisches Kohlefeld betont. Neun Pfeiler unterstützen den Eindruck einer regelmäßigen Verortung.Der Unruhe der Deckenstruktur stellt sich die dunkle Ruhe des Feldes entgegen: der Raum wird geerdet. Zwischen Fußboden und Kohlefeld ist eine aus rotem Pigment bestehende Linie gelegt. Die Grenze kennzeichnet, ganz im Sinne Heideggers, nicht das, wo etwas aufhört, sondern jenes, von woher etwas sein Wesen beginnt. Die Erdung findet ihren unmittelbaren Widerhall in dem im Raum erklingenden Ton G, der als sogenannter Erdton gilt. Das Kohlefeld ist unmittelbarer Reflex auf den Ort. Einstmals und noch immer transportieren Schiffe auf dem Neckar Kohle. Als Endprodukt eines langen Prozesses haftet dem Material eine Naturgeschichtlichkeit an. Der ehemals industriell genutzte Raum erzählt so nicht seine , sondern eine ihn umschreibende Geschichte. Wie Hansjörg Voth geht es Dorothea Frigo bei ihren Zeichensetzungen nicht um die Installierung von Monumenten. Das Kohlefeld wird in seiner Funktion der Erdung vielmehr zum Gegenbild zweckrationaler Funktionalisierung und Technisierung. Die Besetzung des Ortes macht seine grundsätzliche Ambivalenz - im Sinne des genius loci - erkennbar. Das Kohlefeld fungiert zudem als Reflektor von (Tages)-Zeit, indem die Schatten der Pfeiler die Bewegung des von außen hereindringenden Lichtes nachzeichnen Das Licht dient als Garant gegenwärtiger Zeit, des Ablaufs von Zeit, ist zugleich Sinnbild von Lebendigkeit. Darüberhinaus wird die Grenze zwischen den abgelagerten Material als quasi „tot“ und seiner Noch Vitalität, die sich in den sanft glitzernden Partien zeigt, als fließende erkennbar. Der Prozeß findet hier wie bei anderen Arbeiten seine Fortsetzung.
Barbara Schellewald
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